Gibt es Piraten heute noch?

Jeder kennt die typische Piratenflagge mit dem Totenkopf auch heute noch, aber an echten Piratenschiffen sieht man sie fast nicht mehr. Quelle: © StacieStauffSmith Photos, Shutterstock

Beim Wort „Piraten“ denken wir normalerweise an Abenteuerromane wie „Die Schatzinsel“ oder Filme wie „Fluch der Karibik“. Aber gibt es Piraten eigentlich heute noch? Das fragt Finn, 7 Jahre.

Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts wurde die Seeräuberei immer mehr zurückgedrängt. Das hing nicht nur mit der Durchsetzung des Internationalen Seerechts zusammen, sondern auch mit dem Ende der großen Segelschiffe und dem Aufkommen schneller Dampfschiffe. Erst seit ungefähr 1990 stellt die Piraterie in einigen Regionen wieder eine ernsthafte Gefahr dar und nimmt sogar wieder zu.

Fast tägliche Piratenüberfälle

Aufmerksam wurde die Öffentlichkeit 1991, als der Tanker „Nagasaki Spirit“ von Piraten überfallen und ausgeraubt wurde. Die Seeräuber ließen das große Schiff führerlos zurück und es trieb durch die Straße von Malakka, bis es mit einem anderen zusammenstieß. 12.000 Tonnen Öl gelangten dadurch ins Meer und 51 Menschen starben.

Die Straße von Malakka verläuft zwischen der malaiischen Halbinsel und der Insel Sumatra, hat eine Länge von etwa 800 km und ist einer der Hauptschwerpunkte moderner Piratenüberfälle. Täglich wird sie von ungefähr 2.000 Schiffen befahren. Fast jede Nacht kommt es dort zu Überfällen.

Piraten vor Somalia

Auch in Somalia im äußersten Osten Afrikas gibt es häufig Piratenüberfälle. Zu den vielen Tausend Seeräubern gehören ehemalige Fischer, Bürgerkriegskämpfer und Geschäftsleute. Nach dem dortigen Bürgerkrieg haben viele Menschen keine Arbeit mehr. Auch die illegale Überfischung der somalischen Gewässer durch europäische Schiffe drängt die Bewohner von Somalia in die Armut. Viele sehen dadurch keinen anderen Ausweg mehr, als sich der Piraterie anzuschließen.

Spektakuläre Vorfälle

Am 15. November 2008 kam es zum bisher spektakulärsten Fall moderner Piraterie als der Supertanker „Sirius Star“ mit 25 Besatzungsmitgliedern in die Hände von Seeräubern fiel. Die Beute der Piraten war extrem wertvoll. Allein das Schiff hatte einen Wert von über 150 Millionen Euro. Dazu kam die Schiffsladung von zwei Millionen Fass Rohöl im Wert von ca. 80–90 Millionen Euro. Erst nach knapp zwei Monaten gaben die Entführer das Schiff frei – gegen ein Lösegeld von 3 Millionen US-Dollar.